Freitag, 24. März 2017

Erfahrungen mit Baufritz

Wohnprojekt

Wir wussten nun also, wie das Grundstück aussieht und wie wir bauen wollten.

Unser Haus sollte folgende Bedingungen erfüllen:
  •  6-Familienhaus auf langem, schmalem Grundstück
  • 3 kleine Wohnungen  mit je ca. 60 qm und 3 größere Wohnungen mit je ca. 80 qm
  • Balkone je an der Stirnseite der Häuser aus feuerverzinktem Stahl
  • ökologische Bauweise
  • Aufzug
  • Keller
  • Flachdach mit Dachterasse
  • kein Schnickschnack
  • Referenz für die Kosten: Eine der kleinen Wohnungen incl. Grundstück und aller Nebenkosten darf nicht über 200.000 Euro kosten
    Da ich regelmäßige "Schrot und Korn"-Leserin bin, war mir die Firma Baufritz gut bekannt. Die Häuser gefallen uns und wir konnten uns sehr gut vorstellen, mit Baufritz zu bauen.


    Da aber auch klar war, dass Baufritz nicht zu den Billiganbietern gehört, habe ich zuerst Kontakt mit Baufritz aufgenommen und einen Termin am Firmensitz in Erkheim bei Memmingen wahr genommen.

    Ich habe den Fachberater bereits bei diesem ersten Termin mehrfach darauf hingewiesen, dass die kleine Wohnung incl. Grundstück und aller Nebenkosten nicht über 200.000 Euro liegen darf, da die Finanzierung nur bis zu diesem Rahmen möglich ist (hatten wir bereits mit der Bank abgeklärt).

    Der Fachberater Herr X. hat mir mitgeteilt, dass ein Kostenvoranschlag nur erstellt wird, wenn sich das ein Architekt anschauen angeschaut hat und das koste dann Geld.

    Ich habe ihm daraufhin wiederum deutlich gesagt, dass ein Termin mit dem Architekten nur notwendig ist, wenn der Kostenrahmen von 200.000 Euro machbar ist.

    Wir haben vereinbart, dass Herr X. grob überschlägt, ob Baufritz den Kostenrahmen einhalten kann und sich nochmal bei mir meldet. Das hat er dann auch getan und mitgeteilt, dass es durchaus machbar ist. Wir also einen Termin vereinbart. Die Herren sind an einem schönen Nachmittag gekommen und haben sich mit uns zusammen das Grundstück angeschaut.

    Tja, was soll ich sagen: Im Nachhinein war das natürlich alles ein Fehler, denn es entwickelte sich wie folgt:

    Nachdem der Architekt das Grundstück und die Umgebungsbebauung angeschaut hat, war klar, dass wir nur ein 4-Familienhaus bauen können und ob das Flachdach genehmigt wird, hat er auch angezweifelt.

    Nach der Grundstückbesichtigung haben wir uns bei mir zuhause bei Kaffee (und später Rotwein) zusammengesetzt, wir haben unsere Vorstellungen dargelegt, der Architekt hat einen Plan gezeichnet (naja, es war zwar maßstabsgetreu, aber eine Handskizze, die uns nicht im Original ausgehändigt wurde, sondern nur per Mail auf DinA4 ausdruckbar) und wir haben uns wunderbar unterhalten.
    Er hat uns also einen Plan gezeichnet für ein  4-Familienhaus mit Flachdach. Die Zeichnungen haben uns gut gefallen, wobei sich herausgestellt hat, dass er die kleinen Wohnungen zu groß gezeichnet hat und auf meinen Einwurf, dass der Flur meines Erachtens zu lang ist, hat er nur gesagt : "Beim Segeln sagt man, Länge läuft".

    Nachdem der Plan gezeichnet war, wurde uns ein Vertrag vorgelegt für die Architektenleistungen im Gesamten und für eine Vorplanung im Besonderen über 2000 Euro. Da uns von Baufritz zugesagt wurde, dass der Kostenrahmen eingehalten werden kann und da die 2000 Euro dann ja verrechnet werden, wenn Baufritz den Auftrag erhält und da wir gerne mit Baufritz bauen wollten, haben wir mit der Unterschrift nur kurz gezögert und dann unterschrieben.

    Einige Wochen später und nachdem Herr X. mir per Telefon und per Mail nochmal zusagte, dass man den Kostenrahmen einhalten kann, haben wir dann den schriftlichen Kostenvoranschlag erhalten. Der war aber für ein Einfamilienhaus einer anderen Familie (mit Namensnennung und Adresse...). Ich also angerufen, Herr X. hat sich entschuldigt und mir unseren Kostenvoranschlag einige Tage später zugesandt. Der lag dann für ein 4-Familienhaus ohne Grundstück bei 1.350.000 Euro. Wie gesagt: Nicht für ein 6-Familienhaus, sondern für ein 4-Familienhaus. Die Kosten lagen also um 50% höher, als zugesagt.

    Ich habe Herrn X. sofort angerufen und er hat was von "Kellerausbau" (den wir nie über Baufritz machen lassen wollten) und "4 Wohnungseingangstüren" gefaselt...
    Ich war schon in Kampfstellung, da ist mir aufgefallen, dass es hier keinen Verhandlungsspielraum gibt, denn der Kostenvoranschlag lag 50% über den vorgegebenen Kosten.
    Ich habe dann nur noch zum Abschluss gesagt, dass er doch wenigstens den Architekten bitten soll, nicht die 2000 Euro in Rechnung zu stellen, was Herr X. mir zugesagt hat. Hat er natürlich nicht, denn der Architekt hat die gesamten Kosten in Rechnung gestellt - die Rechnung wurde allerdings nicht für ein 4-Familienhaus und auch nicht für ein 6-Familienhaus, sondern für ein Einfamilienhaus ausgestellt.

    Von anderen Anbietern (Fermo, Weber, Kaufmannbau) haben wir erfahren, dass 2000 Euro für die Erstberatung des Architekten absolut unangemessen und unüblich sind. 

    Ich habe nach Erhalt der Rechnung mit dem Architekten telefoniert, der was von "ich muss schließlich die zehn Mitarbeiter in meinem Büro finanzieren" gesagt hat. Ehrlich: So was kann ich gar nicht ertragen, denn schließlich haben nicht die zehn für uns gearbeitet und ich weiß, wie Personal kalkuliert wird. Gelinde gesagt, kam ich mir verarscht vor.

    Daraufhin habe ich mit Baufritz mit einer leitenden Angestellten telefoniert und gemailt, denn immerhin hat mir ein Mitarbeiter (Herr X.) falsche Auskünfte erteilt und nur deshalb sind die Kosten von 2000 Euro entstanden. Aber die Verkaufsleiterin hat was von "keine Erstattung, sonst wäre das ein Schuldeingeständnis" erzählt und mir einen Termin angeboten, um die Angelegenheit zu klären. Den habe ich dankend abgelehnt, denn da gibts nicht zu klären.

    Die ganze Angelegenheit entspricht so gar nicht meinem Gerechtigkeitssinn.
    Ich würde das ganze gerne vor Gericht klären lassen.
    Aber nach richterlicher Beratung muss ich feststellen, dass es nur Geld und viele Nerven kosten würde und die kann ich für das Wohnprojekt (und das Leben an sich) besser einsetzen!!!

    Obwohl... wenn ich es mir jetzt gerade so überlege..... die Richterin meinte, dass mein Klagerisiko überschaubar wäre....


    Mein Fazit:
    • Wer nicht mit 50% über den geplanten (und deutlich artikuliert vorgegebenen) und damit finanzierbaren Kosten liegen möchte
    • Wer ernst genommen möchte
    • Wer möchte, dass man ihm zuhört
    der sollte auf keinen Fall mit Baufritz bauen!

    Uns hat Baufritz auf jeden Fall für alle Zeiten als Kunden verloren (auch für unser Mehrgenerationenhaus, das wir in ca. 5 Jahren planen, auch dafür haben wir bereits ein Grundstück in Aussicht)


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